Dein Zuhause wird immer smarter, aber auch sicherer? Ich zeige dir die größten Sicherheitsrisiken von Alexa, Google Home und anderen Smart Home-Geräten und wie du dich effektiv schützen kannst.
Warum Smart Home Sicherheit so wichtig ist
Laut aktuellen Zahlen nutzen bereits 45 Prozent aller deutschen Haushalte Smart Home-Geräte. Bis 2028 könnte dieser Wert auf über 90 Prozent steigen. Doch mit dem Komfort kommen auch neue Gefahren: Jedes vernetzte Gerät kann zum Einfallstor für Cyberkriminelle werden.
Die ernüchternde Wahrheit: Nur 42 Prozent der Nutzer kennen die Sicherheitsrisiken ihrer smarten Geräte.
Die größten Sicherheitsrisiken im Smart Home
1. Gehackte Staubsaugerroboter und Kameras
2024 machten gehackte Ecovacs-Staubsaugerroboter in den USA Schlagzeilen. Die Geräte wurden ferngesteuert, spuckten rassistische Beleidigungen aus und jagten sogar Haustiere durch Wohnungen. Das Problem: Kritische Sicherheitslücken ermöglichten Hackern Zugriff auf Kameras und Mikrofone.
Was das bedeutet: Dein Saugroboter kann komplette Wohnungspläne erstellen und nach außen senden.
2. Sprachassistenten als Wanzen
Amazon Alexa, Google Home und Apple HomePod hören ständig zu. 2019 wurde bekannt, dass Amazon-Mitarbeiter private Alexa-Aufnahmen anhörten, um den Dienst zu verbessern. Dabei wurden auch intime Gespräche über Finanzen oder Beziehungen mitgehört.
Das Problem: Du weißt nicht, wann genau aufgenommen wird und wer mithört.
3. Unsichere Standard-Passwörter
Viele Smart Home-Geräte kommen mit unsicheren Werkspasswörtern wie „1234“, „0000“ oder „admin“. Wenn du diese nicht änderst, kann praktisch jeder auf deine Geräte zugreifen.
4. Smarte Türschlösser als Einladung für Einbrecher
2023 zeigte ein Fall, wie Sicherheitslücken in smarten Türschlössern es Angreifern ermöglichten, diese aus der Ferne zu öffnen. Stiftung Warentest fand bei Tests heraus, dass zwei von sieben smarten Türschlössern zu kurze Passwörter erlauben.
5. Fehlende Updates und veraltete Software
Viele Hersteller liefern nur kurze Zeit Updates. Schon sechs Monate sind im Internet of Things (IoT) eine lange Zeit. Ohne Updates bleiben Sicherheitslücken offen.
Die 4 Gefahrenquellen im Detail
1. Die Geräte selbst Schwachstellen in der Hardware und Software machen Geräte angreifbar.
2. Benutzerkonten Schwache Passwörter sind wie offene Türen für Hacker.
3. Datenübertragung Unverschlüsselte Verbindungen zwischen App, Cloud und Gerät können abgefangen werden.
4. Cloud-Speicherung Deine Nutzerdaten liegen auf fremden Servern und sind dort potentiell einsehbar.
So schützt du dein Smart Home richtig
Grundlegende Sicherheitsmaßnahmen
1. Standard-Passwörter sofort ändern Als Erstes nach der Installation: Alle Werkspasswörter durch starke, individuelle Passwörter ersetzen.
Starke Passwörter haben:
- Mindestens 12 Zeichen
- Groß- und Kleinbuchstaben
- Zahlen und Sonderzeichen
- Keine persönlichen Informationen
2. Zwei-Faktor-Authentifizierung aktivieren Wo immer möglich, solltest du 2FA für Smart Home-Accounts einschalten. So reicht ein gestohlenes Passwort nicht aus.
3. Regelmäßige Firmware-Updates Prüfe mindestens einmal im Monat, ob Updates verfügbar sind. Aktiviere automatische Updates, wo möglich.
So prüfst du Updates:
- Bei Alexa: App > Einstellungen > Gerät > Info
- Bei Google Home: App > Gerät > Einstellungen > Geräteinformationen
- Bei anderen Geräten: Hersteller-App checken
4. Separate WLAN-Netzwerke einrichten Richte für deine Smart Home-Geräte ein eigenes WLAN-Netzwerk ein, getrennt von deinem Hauptnetzwerk mit Computer und Smartphone.
Vorteile:
- Selbst bei gehackten IoT-Geräten bleiben deine persönlichen Daten geschützt
- Bessere Kontrolle über Smart Home-Traffic
- Einfachere Fehlersuche
So richtest du ein Gast-WLAN ein:
- Router-Einstellungen öffnen (meist 192.168.1.1 oder 192.168.0.1)
- „Gastnetzwerk“ oder „Zusätzliches WLAN“ aktivieren
- Eigenes, starkes Passwort vergeben
- Alle Smart Home-Geräte mit diesem Netzwerk verbinden
Erweiterte Schutzmaßnahmen
5. VPN für Smart Home nutzen Ein Virtual Private Network (VPN) verschlüsselt deine Internetverbindung. Das schützt besonders, wenn du von unterwegs auf dein Smart Home zugreifst.
6. Aktivierungswörter ändern Bei Sprachassistenten: Ändere „Alexa“ oder „OK Google“ in ein individuelles Wort, das nur deine Familie kennt. So können Fremde dein System nicht per Sprache steuern.
7. Mikrofone und Kameras abschalten In sensiblen Räumen wie Schlafzimmer oder Bad solltest du auf Kameras und dauerhaft lauschende Mikrofone verzichten.
Für Alexa:
- Mikrofon-Taste am Gerät drücken (roter Ring erscheint)
- In der App: Verlauf regelmäßig löschen
Für Google Home:
- Mikrofon-Schalter auf der Rückseite nutzen
- Web & App-Aktivitäten in Google-Konto pausieren
8. Unbekannte Geräte regelmäßig prüfen Schaue mindestens einmal im Monat in deiner Router-Übersicht, welche Geräte verbunden sind. Unbekannte Geräte solltest du sofort entfernen.
Smart Home-Geräte im Sicherheitsvergleich
Amazon Alexa
Vorteile: Große Geräteauswahl, gute Integration Nachteile: Umfangreiche Datensammlung, Cloud-abhängig Sicherheitsrating: 6/10
Sicherer machen:
- Sprachaufnahmen regelmäßig löschen
- Kaufhistorie deaktivieren
- Drop-In-Funktion ausschalten
Google Home/Nest
Vorteile: Starke KI, gute Spracherkennung Nachteile: Intensive Datennutzung für Werbung Sicherheitsrating: 6/10
Sicherer machen:
- Web- und App-Aktivitäten pausieren
- Personalisierte Werbung deaktivieren
- Gastzugang einschränken
Apple HomeKit
Vorteile: Starker Datenschutz, lokale Verarbeitung Nachteile: Weniger Geräteauswahl, teurer Sicherheitsrating: 8/10
Sicherer machen:
- Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nutzen
- HomeKit Secure Video aktivieren
- Nur zertifizierte Geräte verwenden
Kaufberatung: Sichere Smart Home-Geräte erkennen
Vor dem Kauf prüfen
1. Hersteller-Reputation Setze auf etablierte Marken wie Samsung, LG, Philips, Bosch oder die Tech-Riesen Amazon, Google, Apple.
2. Update-Versprechen Frage beim Hersteller nach: Wie lange werden Updates bereitgestellt? Seit 2024 schreibt der EU Cyber Resilience Act (CRA) 10 Jahre Update-Pflicht vor.
3. Sicherheitszertifikate Achte auf:
- IT-Sicherheitskennzeichen des BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik)
- TÜV-Siegel „Cyber Security Certified“
- AV-TEST Zertifikat
4. Datenschutzerklärung lesen Auch wenn es nervt: Schau dir an, welche Daten gesammelt werden und wo sie gespeichert werden. EU-Server sind besser als Server in Drittstaaten.
5. Testberichte checken Stiftung Warentest und Fachmagazine testen regelmäßig Smart Home-Geräte auf Sicherheit.
Besondere Risiken bei speziellen Geräten
Smarte Türschlösser
Risiko: Ferngesteuertes Öffnen durch Hacker Schutz: Backup-Schlüssel bereithalten, PIN-Code zusätzlich nutzen
Überwachungskameras
Risiko: Livestream für Fremde sichtbar Schutz: Kameras nur nach innen richten, separate Netzwerk-Zone, Cloud-Upload deaktivieren
Smart TVs
Risiko: Kamera und Mikrofon als Wanze Schutz: Kamera abkleben, Mikrofon in Einstellungen deaktivieren, kein Facebook/Google-Login
Smarte Thermostate
Risiko: Manipulation der Temperatur, Bewegungsprofile erstellen Schutz: Lokale Steuerung bevorzugen, Standortfreigabe deaktivieren
Saugroboter mit Kamera
Risiko: Wohnungspläne und Live-Bilder für Hacker Schutz: Modelle ohne Kamera wählen, WLAN-Zugang zeitlich begrenzen
Rechtliche Absicherung: Der EU Cyber Resilience Act
Seit Oktober 2024 gilt in der EU der Cyber Resilience Act (CRA). Das Gesetz verpflichtet Hersteller zu:
- Sicherheit ab Produktdesign („Security by Design“)
- Kontinuierliche Risikobewertung
- Mindestens 10 Jahre Sicherheitsupdates
- Transparente Kommunikation bei Sicherheitsvorfällen
Die Umsetzung erfolgt schrittweise bis Dezember 2027.
Notfallplan: Was tun bei einem Hack?
Sofortmaßnahmen:
- Betroffenes Gerät vom Strom trennen
- WLAN-Passwort ändern
- Alle Smart Home-Passwörter zurücksetzen
- Firmware auf Werkseinstellungen zurücksetzen
- Router neu starten
- Hersteller kontaktieren
- Bei finanziellen Schäden: Polizei informieren
Dokumentation:
- Screenshots von merkwürdigem Verhalten machen
- Zeitpunkte notieren
- Gerätelogs sichern (falls vorhanden)
Datenschutz im Smart Home
Was Smart Home-Geräte über dich wissen
Sprachassistenten sammeln:
- Alle Sprachbefehle und Gespräche in Hörweite
- Kaufverhalten und Produktinteressen
- Tagesabläufe und Anwesenheitszeiten
- Musikgeschmack und Medienkonsum
Smarte Thermostate sammeln:
- Wann du zuhause bist
- Deine Schlafgewohnheiten
- Raumnutzung und Bewegungsmuster
Saugroboter sammeln:
- Komplette Grundrisse deiner Wohnung
- Möbelplatzierung
- Putzgewohnheiten
Deine Rechte nach DSGVO
Du hast das Recht auf:
- Auskunft über gespeicherte Daten
- Löschung deiner Daten
- Datenübertragbarkeit
- Widerspruch gegen Datenverarbeitung
So forderst du Auskunft an: In der jeweiligen App oder auf der Hersteller-Website gibt es einen Datenschutz-Bereich. Dort kannst du eine DSGVO-Anfrage stellen.
Checkliste: Ist dein Smart Home sicher?
Gehe diese Punkte durch:
- [ ] Alle Standard-Passwörter geändert
- [ ] Zwei-Faktor-Authentifizierung aktiviert
- [ ] Separate WLAN-Netzwerke eingerichtet
- [ ] Automatische Updates aktiviert
- [ ] Mikrofone/Kameras in sensiblen Räumen deaktiviert
- [ ] Router-Passwort geändert
- [ ] Gastnetzwerk für IoT-Geräte erstellt
- [ ] Regelmäßige Überprüfung verbundener Geräte
- [ ] Datenschutzeinstellungen optimiert
- [ ] Nur Geräte von vertrauenswürdigen Herstellern
Mein Fazit
Smart Home-Geräte sind praktisch, aber ohne richtige Absicherung ein Sicherheitsrisiko. Die gute Nachricht: Mit den richtigen Maßnahmen kannst du dein smartes Zuhause deutlich sicherer machen.
Meine Top 3 Empfehlungen:
- Separate WLAN-Netzwerke sind Pflicht
- Standard-Passwörter sofort ändern
- Kaufe nur bei Herstellern mit Update-Garantie
Der wichtigste Punkt: Überlege dir vor jedem Kauf, ob du das Gerät wirklich brauchst. Jedes zusätzliche Smart Home-Gerät ist ein potentielles Sicherheitsrisiko. Manchmal ist der klassische Lichtschalter die sicherere Wahl.
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